Der feministische Blick auf Schwangerschaft und Geburt hat das Potential, die Welt zu verändern
Leben geben
ein feministischer weckruf
Ich hielt mich für feministisch aufgeklärt. Ich war überzeugt davon, die Logik unserer patriarchalen Gesellschaft durchdrungen zu haben. Ich dachte, Kampf sei der einzig mögliche Weg, ihren vermeintlichen Nutznießenden die Stirn zu bieten. Dann wurde ich schwanger und gebar, und die dominanten Machtverhältnisse und strukturellen Diskriminierungen trafen mich mit voller Wucht. Ich erfuhr am eigenen Körper, dass die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft Schwangerschaft und Geburt verhandelt, die Freiheitsrechte schwangerer und gebärender Personen massiv einschränkt. Drei Aspekte wurden mir so klar wie nie zuvor: Erstens diente mir der erwerbsarbeitszentrierte, akademische Feminismus in meiner neuen Lebensphase nicht mehr. Zweitens bekam mein Bewusstsein für meine Privilegien als weiße, hetero, cis Frau in der bildungsbürgerlichen Mitte einen ordentlichen Wachstumsschub. Drittens habe ich aufgehört gegen Vorherrschendes zu kämpfen und gehe stattdessen für Neues los.
Schwangerschaft und Geburt sind durch und durch politisch.
In unserer Gesellschaft sind Schwangerschaft und Geburt von patriarchalen, kapitalistischen, rassistischen, und klassistischen Normen, Vorstellungen und Mustern geprägt, die die wahre Autonomie und Entscheidungsmacht schwangerer und gebärender Personen verhindern. Ohne einer Reflektion dieser Strukturen fühlen sich Einzelpersonen oft verunsichert, wenn ihre Schwangerschaft und Geburt nicht nach Schema F verlaufen, oder sie den Wunsch verspüren, eigene Wege zu gehen. Meine feministische Arbeit erweitert den individuellen Blick auf Schwangerschaft und Geburt um das Verständnis für gesamtgesellschaftliche Mechanismen. Dadurch werden individuelle Widerstandskraft und Macht, und das Bewusstsein für unsere persönlichen sowie kollektiven Wachstumsmöglichkeiten gestärkt.
Be ready
here comes life
Ich kann nicht genau sagen, wann mir erstmals bewusst wurde, wie ungleich Macht und Freiheit in unserer Gesellschaft verteilt sind. Spätestens seit meinem Studium der Amerikanistik jedoch habe ich mir ein solides Fundament feministischer Bildung einverleibt. Um der Theorie Leben einzuhauchen, absolvierte ich eine Ausbildung zur Mediatorin und engagierte mich in verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten, die darauf abzielten, Frauen*, Kindern und marginalisierten Gruppen mehr Sichtbarkeit, Teilhabe, Autonomie und Ermächtigung zu ermöglichen. Inspiriert von der Frage: Wo kann ich als nächstes am kraftvollsten wirken?, widme ich mich nun der feministischen Reflektion von Schwangerschaft und Geburt und bringe mein Wissen und meine Kompetenzen ein, um auf individueller, wie auf gesellschaftlicher Ebene einen freien und würdevollen Start in neues Leben mitzugestalten.